Ich gehe langsam, die polnischen vorbereiteten Sätze
wiederholend, in die Hofeinfahrt zum ehemaligen Bauernhof Bylda. Dort werde ich
sehr freundlich aber fragend von Frau der Frau des Landwirtes Roman Urbanowicz begrüßt.
Mein polnischer Wortschatz hat sich sofort in Luft aufgelöst. Ich kann noch „Dzien
dobry“ für „Guten Tag“ stammeln, dann muss ich den Spickzettel herausholen und
versuche meinen Text vorzulesen. Der fragende Blick signalisiert mir leider nur
Teilerfolge. Immerhin, ich werde als ein Abkömmling der „Byldas“ erkannt. Fotos
der bisherigen „Bylda / Sczech“ Besucher werden herausgeholt: Onkel Franz,
Onkel Ernst, Tante Hedwig, Onkel Adolf, meine Geschwister Martin und Siegfried
mit Ehefrau Rosemarie. Mit meinem
begrenzten Vokabular kommt leider kein Gespräch zustande. Immerhin verstehe
ich, die Tochter des Hauses hat auch schon auf dem Masurenhof gearbeitet. Leider
ist sie abwesend. Auf meine Bitte im Hof einige Fotos machen zu dürfen wird die
hintere Hofeinwart Richtung Lyck-See geöffnet, damit ich auch die schöne
Aussicht mitbekomme.
Meine Mutter hat auf diesem Hof mit den Geschwistern Hanna,
Hedwig, Georg, Olga, Franz, den Eltern und vielleicht sogar den Großeltern
gelebt. Ich mag es nicht glauben – in diesem klitzekleinen Haus?
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Früher Hof Bylda, jetzt Urbanowicz |
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Hinteransicht Richtung Elk |
Abends auf dem Masurenhof schaue ich mir die Kopien der
Bilder an, die ich bei der „Deutschen Minderheit“ aus dem alten „Heimatbuch des
Kreises Lyck“ angefertigt habe. Ein Bildervergleich macht klar: Das Wohnhaus
existiert nicht mehr. Es war wohl so zerstört, dass es abgerissen wurde.
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Dieses Foto vom "Hof Bylda 1939" finde ich in einem Buch bei der "Deutschen Minderheit" |
Der höchste Hügel nahe dem Masurenhof ist etwa einen
Kilometer von den ehemaligen Höfen von Papa Sczech und Mama Bylda entfernt.
Nach Westen der Lycker See und nach Süden eine tolle Fernsicht über die sanfte
Hügellandschaft. Dieser Ort strahlt Ruhe, Harmonie und Zufriedenheit aus. Hier
liege ich einige Stunden faul im Gras und genieße die Natur.
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Diese Karte finde ich im Gästebuch des Masurenhofes. |
In dem „Heimatbuch des Kreises Lyck“ finde ich auch einige
Sätze zu meiner Familie. Oma, Frieda Gorski, mit drei Töchtern (Martha, Gertrud, ?) sowie die beiden Onkel Ernst und
Reinhold. Sie haben die Flucht nicht mehr geschafft. Die Frauen sind verschollen,
Onkel Ernst lebt jetzt in Köln und Onkel Reinhold in Leverkusen. Sie kamen 1955
von Polen in den Hunsrück.